8.0 Fazit

Eine Demokratie ist nur so gut wie ihr Minderheitenschutz, deswegen muss die Gesetzgebung dringend die Privatwirtschaft in die Pflicht nehmen, barrierefreie Online-Inhalte anzubieten.

Menschen mit Behinderung sind ganz gewöhnliche Menschen -- es sind die Situationen in denen sie sich befinden und der Umgang mit selbigen, die außergewöhnlich sind.

Um auch Blinde am uneingeschränkt teilhaben zu lassen müssen Gestalter, Entwickler, Agenturen, Firmen, Bildungseinrichtungen, etc. dafür Sorge tragen, dass mit mehr Verantwortlichkeit, Umsichtigkeit und Gründlichkeit entwickelt wird, denn problematisch sind vor allem Websites, die nicht von entsprechend ausgebildetem Fachpersonal entworfen und realisiert wurden. Problembelastet sind ebenfalls sogenannte Baukasten-Systeme [Für die Erstellung von Baukasten-Systemen sind häufig keine Programmierkenntnisse nötig, da sie eine grafische/visuelle Steuerung der Inhalte ermöglichen. Die günstigen Systeme werden häufig genutzt um Kosten zu sparen.], die häufig nur auf das visuelle Erscheinungsbild der Website ausgelegt sind. Diese sind in vielen Fällen nicht barrierefrei zugänglich.

Inklusives Design stellt für niemanden eine Barriere oder einen Mehraufwand dar, denn das Web an sich ist barrierefrei. Es sind die von Menschen gemachten Webseiten, Websites und Webanwendungen, die nicht barrierefrei sind. Inklusives Design führt zu einer Steigerung der Nutzerfreundlichkeit und damit zu einem besseren Nutzererlebnis. Es ist als eine Rückbesinnung auf die Grundlagen in Kombination mit innovativen Ideen und Konzepten und individuellen Herausforderungen und Anforderungen zu verstehen.

Wenn es darum geht, Barrieren im Web zu vermeiden, sind Verständnis für die Zielgruppe und Grundlagenwissen über Coding conventions die Grundvoraussetzungen. Ohne Verständnis für die Zielgruppe können Produkte zwar technisch barrierefrei angelegt werden, eine solide Usability und eine damit verbundene gute User Experience, kann dadurch allerdings nicht gewährleistet werden. Ohne entsprechende Kenntnisse über Coding conventions können Entwickler wie Gestalter Webanwendungen überhaupt nicht barrierefrei umsetzen.

Bei aller Innovationskraft des Web muss darauf geachtet werden, dass die einem Webprojekt zugrundeliegenden Basisfunktionen wie vorgesehen funktionieren [Als Beispiel sei hier noch einmal Google Forms genannt, welches ich im Rahmen der Online-Befragung verwendet habe. Das Formularsystem, über welches die Teilnehmer ihre Eingaben übermittelt haben, ist so weit fortgeschritten und mit innovativer Technologie vollgestopft, dass Screenreader enorme Schwierigkeiten mit den an sich so simplen Formfeldern haben.].

Was dennoch nicht außer Acht gelassen werden darf, ist das rückschrittliche Verhalten der Nutzer. Das Web entwickelt sich in rasantem Tempo, bietet immer mehr Möglichkeiten, doch die Mehrheit der blinden Nutzer verweigert sich dem technologischen Fortschritt -- die Gründe dafür mögen verschieden sein. Umso mehr ist es Aufgabe des Bildungssystems dafür zu sorgen, dass auch blinde Menschen den Anschluss an die digitale Realität nicht verlieren.

Softwarehersteller wie Freedom Scientific, die den kostenpflichtigen und überdurchschnittlich häufig eingesetzten Screenreader JAWS herausgeben, müssen ihre Software Entwicklern zum Testen zur Verfügung stellen, anderenfalls werden weiterhin Differenzen zwischen Entwickler und Anwender bestehen. Ein Teilnehmer der Online-Befragung hatte mir sogar eine recht unprofessionelle E-Mail zugestellt, in der er mir deutlich machte, dass ich als Entwickler eine solche Umfrage zunächst mit JAWS zu testen habe. Dem kann ich nur zustimmen, als Student fehlen mir allerdings die finanziellen Mittel zu Testzwecken eine Lizenz von JAWS zu erwerben.

Was mir an dieser Stelle noch zu sagen bleibt ist folgendes: Es ist unvorstellbar schwierig, bei all den verschiedenen Ansätzen, Denkweisen, Konventionen und Meinungen als Web Entwickler den Überblick zu behalten.

Das Web mit all seinen Facetten zu begreifen und seine Komplexität auf ein verständliches Maß herunterzubrechen, stellt Entwickler und Gestalter gleichermaßen vor eine gewaltige Herausforderung.

Es gilt, zwischen großartigen Innovationen, experimentellen Technologien und robuster Gestaltung abzuwägen und diese ob ihrer Sinnhaftigkeit zu bewerten.

Letztlich sei gesagt: es lohnt sich für alle in Barrierefreiheit zu investieren, denn wir definieren die Zukunft dieser digitalen Welt gemeinsam.